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Area: kmsp » Kategorie: Reise-2006

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erstellt 31.01.2006 14:41 von Lizzy
zuletzt 31.01.2006 14:43 von Lizzy | Historie | Versionen

Historie:
2006-01-31 14:43:17 : km007770 : von Lizzy (vergl.)
Novosibirsk

Novosibirsk



Weil wir im Moment mit der laufen-aktuell-Gruppe auf die russische Stadt Novosibirsk zulaufen, habe ich mich im Internet ein wenig schlauer gemacht, was uns erwarten wird.

Meine Neugierde hat dabei einen ganz privaten Grund: mein Vater war über mehrere Jahre als Kriegsgefangener des zweiten Weltkrieges in ein sibirisches Gefangenenlager in der Nähe von Novosibirsk deportiert worden. So erzählte er natürlich viel und oft davon und wie das so ist bei Kindern von Kriegsveteranen: wenn sie klein sind, können sie es irgendwann nicht mehr hören, dieses \'Erzählen vom Krieg\' und stellen die Ohren viel zu oft auf Durchzug.

Alexander-Nevski-Kloster



Novosibirsk ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die größte Stadt Sibiriens und die drittgrößte Stadt Russlands (nach Moskau mit 10,4 Millionen und St. Petersburg mit 4,6 Millionen). Der Zeitunterschied zu Moskau beträgt 3 Stunden.
Die Geschichte von Novosibirsk beginnt 1893 mit der Entstehung der Siedlung Novonikolajewsk im Zuge des Baus der Transsibirischen Eisenbahn am rechten Ufer des Ob.

Heute ist Novosibirsk das kulturelle Zentrum Sibiriens und eines der wichtigsten Industrie- und Wissenschaftszentren Russlands.

Früher jedoch war die Gegend geprägt durch grausamste Strafgefangenlager, aus denen nur die wenigsten jemals lebend nach Hause kamen. Schon vor dem ersten Weltkrieg wurden immer wieder Strafgefangene nach Sibirien deportiert.

Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 stieg die Zahl der Gulag-Sklaven rapide an: einerseits durch Kriegsgefangene, vor allem deutsche, die, sofern sie überlebten, zum Teil erst Anfang der fünfziger Jahre heimkehren konnten; andererseits erwartete die aus Deutschland zurückkehrenden russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, wenn sie nicht sofort erschossen wurden, die Verschickung in den Gulag.

Aus dem Lager, in dem mein Vater inhaftiert war, kamen von ca. 16.000 deutschen Kriegsgefangenen nur 2.000 wieder nach Hause. Er selber wurde bei seiner Heimkehr (über weite Strecken zu Fuß, weil die Transportwege noch zerstört waren), nur noch 35 kg leicht, gezeichnet von Skorbut, Tuberkulose, diversen Kriegsverletzungen (zeit seines Lebens geisterten sage und schreibe 8 eingekapselte Granatsplitter durch seinen Körper) von seinen Eltern nicht erkannt und ein Arzt sagte ihnen, dass er - auch aufgrund der schlechten Nachkriegslage - keine Überlebenschancen hätte.

Wie gut, dass auch Ärzte sich irren können sonst könnte ich jetzt nicht an meinen 1998 im Alter von 77 Jahren nach einem körperlich und geistig sehr aktiven und arbeitsreichen Leben verstorbenen Vater denken. Und zumindest virtuell durch die Landschaft laufen, die er immer gerne nochmal wiedersehen wollte, was er aber niemals verwirklicht hat. Über Russland und die Menschen dort hat er immer nur freundlich gesprochen. Schuld an den schlimmen Geschehnissen waren für ihn der Krieg, die Machthaber, die Bosheit als solches - nie ein \'Volk\'.

Nun ist der Krieg lange vorbei und auch real könnten wir durch eine touristisch erschlossene, lebendige und aufstrebende Stadt laufen, die eines der wichtigsten Industrie- und Wissenschaftszentren des Landes darstellt.

aber WIR laufen natürlich ;-)



Hoffentlich ist diese Städte- und Landschaftsbeschreibung nicht zu persönlich geraten für den Geschmack der geneigten Leser Aber mir war danach, denn jedesmal, wenn ich diesen Namen hier gelesen habe, dachte ich: \"Hätte ich damals doch öfter besser zugehört ...\"


2006-01-31 14:41:44 : km007770 : von Lizzy (vergl.)
Novosibirsk

[Bild= http://www.sibtours.com/scc/content/...Novosibirsk]

Weil wir im Moment mit der laufen-aktuell-Gruppe auf die russische Stadt Novosibirsk zulaufen, habe ich mich im Internet ein wenig schlauer gemacht, was uns erwarten wird.

Meine Neugierde hat dabei einen ganz privaten Grund: mein Vater war über mehrere Jahre als Kriegsgefangener des zweiten Weltkrieges in ein sibirisches Gefangenenlager in der Nähe von Novosibirsk deportiert worden. So erzählte er natürlich viel und oft davon und wie das so ist bei Kindern von Kriegsveteranen: wenn sie klein sind, können sie es irgendwann nicht mehr hören, dieses \'Erzählen vom Krieg\' und stellen die Ohren viel zu oft auf Durchzug.

[Bild= http://www.sibtours.com/scc/content/...ski-Kloster]

Novosibirsk ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die größte Stadt Sibiriens und die drittgrößte Stadt Russlands (nach Moskau mit 10,4 Millionen und St. Petersburg mit 4,6 Millionen). Der Zeitunterschied zu Moskau beträgt 3 Stunden.
Die Geschichte von Novosibirsk beginnt 1893 mit der Entstehung der Siedlung Novonikolajewsk im Zuge des Baus der Transsibirischen Eisenbahn am rechten Ufer des Ob.

Heute ist Novosibirsk das kulturelle Zentrum Sibiriens und eines der wichtigsten Industrie- und Wissenschaftszentren Russlands.

Früher jedoch war die Gegend geprägt durch grausamste Strafgefangenlager, aus denen nur die wenigsten jemals lebend nach Hause kamen. Schon vor dem ersten Weltkrieg wurden immer wieder Strafgefangene nach Sibirien deportiert.

Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 stieg die Zahl der Gulag-Sklaven rapide an: einerseits durch Kriegsgefangene, vor allem deutsche, die, sofern sie überlebten, zum Teil erst Anfang der fünfziger Jahre heimkehren konnten; andererseits erwartete die aus Deutschland zurückkehrenden russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, wenn sie nicht sofort erschossen wurden, die Verschickung in den Gulag.

Aus dem Lager, in dem mein Vater inhaftiert war, kamen von ca. 16.000 deutschen Kriegsgefangenen nur 2.000 wieder nach Hause. Er selber wurde bei seiner Heimkehr (über weite Strecken zu Fuß, weil die Transportwege noch zerstört waren), nur noch 35 kg leicht, gezeichnet von Skorbut, Tuberkulose, diversen Kriegsverletzungen (zeit seines Lebens geisterten sage und schreibe 8 eingekapselte Granatsplitter durch seinen Körper) von seinen Eltern nicht erkannt und ein Arzt sagte ihnen, dass er - auch aufgrund der schlechten Nachkriegslage - keine Überlebenschancen hätte.

Wie gut, dass auch Ärzte sich irren können sonst könnte ich jetzt nicht an meinen 1998 im Alter von 77 Jahren nach einem körperlich und geistig sehr aktiven und arbeitsreichen Leben verstorbenen Vater denken. Und zumindest virtuell durch die Landschaft laufen, die er immer gerne nochmal wiedersehen wollte, was er aber niemals verwirklicht hat. Über Russland und die Menschen dort hat er immer nur freundlich gesprochen. Schuld an den schlimmen Geschehnissen waren für ihn der Krieg, die Machthaber, die Bosheit als solches - nie ein \'Volk\'.

Nun ist der Krieg lange vorbei und auch real könnten wir durch eine touristisch erschlossene, lebendige und aufstrebende Stadt laufen, die eines der wichtigsten Industrie- und Wissenschaftszentren des Landes darstellt.

[Bild= http://www.trans-sib.de/Photo/Zsib/3336d.jpg|aber WIR laufen natürlich ]

Hoffentlich ist diese Städte- und Landschaftsbeschreibung nicht zu persönlich geraten für den Geschmack der geneigten Leser Aber mir war danach, denn jedesmal, wenn ich diesen Namen hier gelesen habe, dachte ich: \"Hätte ich damals doch öfter besser zugehört ...\"
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